Bekanntmachung ehem. Kaplan Ingenhaag
Vor einem Jahr wurde das unabhängige Gutachten von Prof. Thomas Großbölting „Macht und sexueller Missbrauch in der katholischen Kirche. Betroffene, Beschuldigte und Vertuscher im Bistum Münster seit 1945“ veröffentlicht. Das Gutachten führt uns das schreckliche Ausmaß des sexuellen Machtmissbrauchs und dessen Vertuschung vor Augen.
Ein Gemeindemitglied, das selber nicht von Missbrauch betroffen ist, hat uns darauf aufmerksam gemacht, dass in dem Missbrauchsbericht von einem Priester die Rede ist, der von 1951 bis 1954 als Kaplan in der früheren Pfarrei Ewaldi tätig war.
Im Gutachten wird berichtet, dass gegen den Kaplan Anton Ingenhaag 1954 Ermittlungen von der Staatsanwaltschaft Duisburg durchgeführt werden aufgrund von Missbrauchsvorwürfen (Unzucht mit Jungen). Der Grund der Ermittlungen liegt nach Aussage des Bistums nicht in Bocholt, sondern betrifft die Zeit vor dem Einsatz in Bocholt. Der Beschuldigte entzieht sich den Ermittlungen durch eine Flucht in die Niederlande, nach Rom und nach Salzburg. In der Diözese Salzburg arbeitet er dann wieder als Priester. Der Beschuldigte ist im November 1972 verstorben. Die Gutachter stellen auch die Frage, in welcher Weise Kirche und Staatsanwaltschaft gemeinsam an einer Verdunklung mitarbeiten und die „Versetzung“ in ein anderes Bistum ermöglichen. Im Zuge der Aufarbeitung des Missbrauchs hat das Bistum Münster im Jahr 2019 den Vorgang von der Staatsanwaltschaft noch einmal prüfen lassen.
Der Interventionsbeauftragte des Bistum Münster, Herr Peter Frings, hat uns ergänzend mitgeteilt, dass das Bistum für eine betroffene Person dieses Priesters im Jahr 2011 eine Anerkennungsleistung gezahlt hat. Die Herkunft des Betroffenen, der mittlerweile verstorben sein soll, ist nicht bekannt. Weitere Meldungen von Betroffenen liegen dem Bistum nicht vor. Auch nach Vorlage des Gutachtens gab es keine weiteren Meldungen zu dem Täter.
Mit diesen Informationen haben sich das Seelsorgeteam, der Pfarreirat und der Kirchenvorstand in den letzten Monaten beschäftigt.
Die Verantwortlichen unserer Pfarrei möchten für die großmöglichste Transparenz sorgen und haben beschlossen, die Erkenntnisse aus dem Gutachten noch einmal öffentlich zu benennen. Wir nehmen das große Leid der Betroffenen von Missbrauchsverbrechen wahr.
Für den Fall, dass es weitere Betroffene in Bocholt geben sollte, besteht die Möglichkeit, dass diese sich unmittelbar bei den Ansprechpersonen des Bistums Münster melden. Die Kontaktdaten sind zu finden unter: Ansprechpersonen bei Fällen sexuellen Missbrauchs - Bistum Münster (bistum-muenster.de)
Hildegard Frieling-Heipel: 0173 164 39 69
Marlies Imping: 0162 207 86 89
Dr. Margret Nemann: 0152 576 38 541
Bardo Schaffner: 0151 438 16 695
Die Ansprechpersonen arbeiten eng mit dem Interventionsbeauftragten im Bistum Münster, dem Juristen Peter Frings, zusammen.
Oder bei folgenden Personen in der Pfarrei:
Frau Jutta Rademacher, Präventionsfachkraft der Pfarrei St. Josef, Telefon: 0160 184 07 54
Diakon Klaus Tebrügge, Telefon: 0170 150 43 77
Die Ergebnisse des Gutachtens zeigen uns, dass Missbrauch kein Thema ist, das weit weg liegt, sondern vor Ort relevant ist. Im Jahr 2019 haben Pfarreirat und Kirchenvorstand von St. Josef deshalb ein Schutzkonzept verabschiedet. Es ist auf unsere Internetseite unter ISK - Institutionelles Schutzkonzept (st-josef-bocholt.de) einzusehen. Die Umsetzung des Schutzkonzeptes setzt sich zum Ziel, eine hohe Achtsamkeit und Sprachfähigkeit gegenüber dem Thema sexualisierte Gewalt zu entwickeln und so nach Möglichkeit zu verhindern, dass solche Verbrechen erneut vorkommen.
Das Missbrauchsgutachten kann im Pfarrbüro eingesehen werden. Es ist ebenfalls auf der Internetseite des Bistums Münster (Untersuchung zum sexuellen Missbrauch im Bistum Münster - Bistum Münster (bistum-muenster.de) zu finden. (Im Missbrauchsgutachten wird der Name Ingenhaag auf den Seiten 85, 438f, 449, 454, 456, 504 erwähnt)